27.04.2024

HErr, siehe, den Du lieb hast, der liegt krank.


Joh. 11,3. Dieses ließen Maria und Martha dem HErrn Jesu melden, als ihr Bruder Lazarus krank lag. Der HErr Jesus hat den Lazarus und seine Schwestern nicht nur heimlich lieb gehabt, sondern Seine Liebe auch durch freundliche Mienen und Worte geäußert: weil man sagen konnte, daß Er diese und jenen lieb habe. Der HErr Jesus hatte den Lazarus lieb, und dieser wurde doch krank. Also kann das Kranksein und von Jesu geliebt werden, bei einander stehen. Die Schwestern des Lazarus hatten bei der Botschaft, welche sie zu Jesu schickten, dieses zum Zweck, daß Jesus kommen, und ihren kranken Bruder gesund machen sollte: allein der HErr Jesus that's nicht, sondern ließ den Lazarus sterben. So kann also ein Christ ungeachtet einer gethanen Fürbitte an seiner Krankheit sterben, und doch von Jesu geliebt werden. Freilich weckte der HErr Jesus hernach den Lazarus wieder zu dem irdischen Leben auf; wenn Er aber dieses bei einem andern Verstorbenen nicht thut, so kann Er ihn doch lieb gehabt haben, und nach seinem Tod noch lieben. Jesus hatte auch Martham lieb, und ihre Schwester und Lazarum, wie der Evangelist Johannes K. 11,5. bezeugt, allein Martha und Maria ließen dem HErrn Jesu nicht sagen: siehe, der Bruder der zwei Schwestern, die Du lieb hast, liegt krank, sondern beriefen sich nur auf die Liebe des HErrn Jesu gegen ihren Bruder, der ihnen ohnehin als ein Kranker einer neuen Erweisung der Liebe Jesu am meisten bedürftig zu sein schien. Freilich hatten sie dabei auch die Absicht auf sich selbst. Ihr Bruder war todtkrank, sie hatten ihn lieb, und mißten ihn ungern; doch waren sie nicht so keck, den HErrn Jesum geradezu zu bitten, daß Er kommen, und ihren Bruder gesund machen sollte, ob sie solches gleich wünschten; gleichwie sie Ihm auch hernach den groben Vorwurf nicht machten, den Ihm einige Juden Joh. 11,37. machten, sondern nur sagten: HErr, wärest Du hier gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben, V. 21.32. Die Bescheidenheit leuchtete also aus ihrem ganzen Betragen heraus, und diese soll auch in unser ganzes Bezeugen gegen unsern Heiland und Seinen himmlischen Vater einfließen. Der HErr Jesus zeigte diesen zwei Schwestern und ihrem Bruder, daß Er denjenigen, die Er lieb hat, nicht immer so willfahre, wie sie es verlangen; denn Er besuchte den kranken Lazarus nicht, und machte ihn nicht gesund, wiewohl Er hernach mehr that, als man Ihn gebeten hatte. In diese Seine Weise müssen wir uns schicken lernen, und bei unserm Bitten uns immer hüten, daß wir nicht Seine Rathgeber sein wollen. Wie glücklich ist derjenige, den Jesus lieb hat! Lazarus war, wie ein jeder anderer Liebling Jesu, den Vornehmsten unter den Juden und vielen gemeinen Leuten verhaßt. Auch nach seiner Auferweckung trachteten die Hohenpriester darnach, daß sie ihn tödteten, weil um seinetwillen viele Juden hingingen und an Jesum glaubten, Joh. 12,10.11.: allein die Liebe Jesu ersetzte ihm Alles. Und wie reichlich ist er seit seiner seligen Hinfahrt, nach welcher er nicht mehr zu dem irdischen Leben erweckt wurde, durch sie erquickt worden! Alle diejenigen, die Jesus lieb hat, sagen mit einander: lasset uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebet! Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.
1.
Ich kenne Deine Liebe,
Mein Heiland, mir zum Trost,
Ich weiß, wie sie Dich triebe,
Daß Du Dein Blut vergoß’st;
Auf diese kann ich sterben:
Ich fürchte kein Verderben,
Noch daß Du mich verstoß’st.
2.
Wenn Herz und Augen brechen,
Bist du des Lebens Licht;
Du brichst auch Dein Versprechen
Und Deine Liebe nicht.
Der mir in Liebe diente
Und mich mit Gott versühnte,
Befreit auch vom Gericht.
3.
Er liebt! verstummt mein Beten
Im letzten Athemzug,
So ist mir Sein Vertreten
Beim Vater ganz genug;
Und in den Sterbensnöthen
Wird Sein Blut für mich reden,
Das Er gen Himmel trug.
4.
O Liebe, Wunderliebe!
Ich hänge mich an Dich;
Und wenn ich einst verstiebe,
Erweckst Du dennoch mich.
Liebst Du uns schon auf Erden,
Was wird’s im Himmel werden,
Du liebst ja ewiglich!
5.
Hast Du mir dieß gegeben,
Daß mich die Liebe freut,
Mach auch in diesem Leben
Mich zu dem Lied bereit,
Das man in jenem übet:
Dem Lamm, das uns geliebet,
Sei Macht und Herrlichkeit!