12.07.2025

Gott hat uns in Jesu Christo erwählet, ehe der Welt Grund geleget war, daß wir sollte sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe.


Eph. 1,4. Offenb. 13,8. wird gesagt, daß die Namen der Auserwählten, die in der letzten Zeit von der schärfsten Versuchung nicht hingerissen werden, vom Anfang der Welt in dem Buch des Lebens des Lämmleins geschrieben seien; Paulus aber sagt Eph. 1,4.: Gott habe uns in Christo Jesu erwählet, ehe der Welt Grund geleget worden. Vor der Einrichtung oder Schöpfung der Welt war keine Zeit; was vorher geschehen ist, geschah vor dem Anfang, folglich in der stillen, einförmigen, unendlichen Ewigkeit, die kein Menschenverstand begreifen kann. Ehe also die Welt gemacht war, erwählte Gott diejenigen, die selig werden, in Christo Jesu. Indem nämlich Gott dieselben erwählte, so beschloß er zugleich, das wesentliche Wort, das bei Ihm war, in die Welt zu senden, Fleisch werden zu lassen, und durch dasselbe eine große Erlösung auszuführen. Er sahe auch voraus, daß dieses Alles geschehen werde, und erwählte also diejenigen, die durch den Tod Seines Sohnes versöhnt werden, und diese Versöhnung durch den Glauben ergreifen und empfangen würden. Keine Gesetzes-Werke, welche diese Erwählten thun würden, und keine Würdigkeit, welche ihnen selbst ankleben würde, bewog Ihn, sie zu erwählen, sondern Er sahe dabei auf die Erlösung Seines Sohnes, und auf ihre glaubige Theilnehmung an derselben, wie es auch der Erfolg oder die wirkliche Ausführung dieser Erlösung bewies. Daß also die Menschen nur in Christo Jesu ihr Heil finden sollen, war keine Verordnung, die Gott erst in der Zeit gemacht hatte: die ewige Erwählung war schon so abgefaßt, folglich ist diese Verordnung unabänderlich. Weil aber die Menschen das Heil in Christo Jesu nicht genießen könnten, wenn sie in der Sünde beharreten, ja weil der völlige Genuß dieses Heils eine völlige Befreiung von der Sünde als dem größten Uebel erfordert, so sagt Paulus, Gott habe uns in Christo Jesu erwählt, daß wir vor Ihm heilig und unsträflich oder ohne Tadel in der Liebe sein sollen. Vor Ihm sollen wir so sein, denn Er kennet uns, Er richtet uns, Ihm müssen wir gefallen. Wie sollen wir aber vor Ihm sein, damit der Zweck Seiner Erwählung erreicht werde? Heilig sollen wir sein, weil Er heilig ist, und Ihm nichts gefällt, als was heilig ist. Unsträflich oder ohne Tadel sollen wir sein, weil der Tadel vor Ihm unanständig wäre, und unsere Seligkeit auch bei uns störte. Diese Heiligkeit und diese untadelhafte Beschaffenheit soll aber in der Liebe zusammengefaßt sein, weil Johannes den ganzen Ruhm, der Gott gebührt, darin zusammen gefaßt hat, daß er zweimal schrieb: Gott ist Liebe. Wenn ein Mensch ganz in das Element der Liebe hinein gekommen und ganz von der Liebe durchdrungen ist, oder ganz in der Liebe legt, so ist er ganz heilig, ganz ohne Tadel, folglich ganz Gott ähnlich, und gefällt Seinen Augen. Der Zweck der Erwählung ist also Liebe. Durch Jesum Christum sollen wir heilig und ohne Tadel in der Liebe werden. Darauf zielen alle Wirkungen des Heiligen Geistes in uns. Wohl uns, wenn wir denselben immer Raum geben! Es ist für einen Menschen gefährlich, wenn er vor oder bei dem Anfang seiner Bekehrung erforschen will, ob er zur Seligkeit erwählt sei oder nicht. Er soll nur trachten, durch den Glauben in Christo Jesu zu sein und bis an sein Ende der Heiligung nachjagen, alsdann hat er das Kennzeichen der Erwählung in sich selber. Mel.: Mein’s Herzens Jesu etc. 1.
Eh’ Gott den Grund der Welt gelegt,
Hat Er uns schon erwählet,
In Christo, welcher Alles trägt,
Hat Er uns da gezählet,
Damit wir sollten vor Ihm rein,
Ganz heilig, ganz unsträflich sein
In Seiner großen Liebe. 2.
O Liebe, was hast Du gethan,
Was läßt Du offenbaren!
Du nahmst uns schon zu Kindern an,
Noch eh’ wir Menschen waren.
O gib mir Glauben, der da faßt,
Wie hoch Du uns erhoben hast
In Deinem Sohn der Liebe! 3.
Gib, Jesu, daß ich in Dir bin,
So bin ich ohne Tadel;
Gib, Geist des HErrn, mir einen Sinn
Nach diesem hohen Adel!
So leb’ ich diesem würdiglich,
Und ist die Welt zu schlecht für mich,
Daß ich sie möchte lieben! 4.
Sind meine Tage ausgezählt,
So laß mich dieses trösten:
Ich sei in Christo auserwählt
Und unter den Erlösten;
So sterb’ ich froh auf meine Wahl,
Und will mit jener frohen Zahl
Die Liebe ewig rühmen.