22.01.2025

Ich will Mich selbst Meiner Heerde annehmen, und will sie suchen.

Ezech. 34,11.
in den ersten Zeiten der Welt sind die Menschen nur in Geschlechter eingetheilt gewesen, da man denn wahrnehmen konnte, daß die Geschlechter Seths, Sems und Abrahams in Ansehung der Gnadenmittel vor andern gesegnet waren. Nachdem die meisten Menschen in Völker eingetheilt waren, erwählte Gott das Volk Israel aus allen Völkern, und gab ihm besondere Vorzüge: im neuen Testament aber ist aus Juden und Heiden ein Volk entstanden, welches das Christenvolk heißt. Es ist aber bekannt, daß über die ehemaligen Geschlechter der Patriarchen, über das Volk Israel, und über das Christenvolk vielerlei Schicksale gegangen sind. Die Glieder derselben haben zuweilen eine gemeinschaftliche Ruhe und Freiheit genossen, zuweilen aber sind sie gedrückt und zerstreut worden. Diese Schicksale haben zuweilen die Glaubigen mit den Unglaubigen, doch am meisten jene betroffen, von denen viele sogar als Schlachtschafe getödtet worden sind. Wenn nun die Schafe Gottes zerstreut, und ein Raub der wilden Thiere sind, und überdieß, wie der HErr Ezech. 34. klagt, faule, eigennützige und harte Hirten haben: wessen sollen sie sich trösten? Sie sollen sich des HErrn trösten, der nicht aufhört, ihr Hirte zu sein. Er rufet Seinen Schafen mit Namen, Er siehet auf sie, sie mögen sein wo sie wollen. Er ist ihnen nahe. Man bedenke, was David Ps. 23. aus dem Hirtennamen Gottes für glaubige Schlüsse gemacht hat, da er sagte: Der HErr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue, und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele: Er führet mich auf rechter Straßen um Seines Namens willen u.s.w. Man bedenke auch, welche große Dinge Jesus mit Seinem wahrhaftigen Munde Seinen Schafen Joh. 10. verheißen habe. Was aber die Verfassung der ganzen Heerde Gottes betrifft, so nimmt sich der treue Hirte derselben zur rechten Zeit hülfreich an, und bringt die zerstreuten Schafe wieder in eine neue gesegnete Verbindung unter ihnen selbst, worin ein großer Theil ihrer Glückseligkeit besteht. So wurden die Israeliten nach der babylonischen Gefangenschaft wieder zusammen gebracht, so die Christen nach dem Ende einer jeden Verfolgung. Und so wird auch in der künftigen Zeit, wenn das Zerstreuen des heiligen Volks ein Ende haben wird (Dan. 12,7.), an Israel völlig erfüllt werden, was Ezech. 34,12.13.14.15. u.s.w. steht. Gott sucht zu allen Zeiten die verlornen Schafe: Er sucht aber auch Seine schon gefundenen, die Seine Herde sind, zusammen, insofern sie vorher zerstreut waren, denn Sein ewiger Vorsatz bringt es mit sich, daß nicht jedes für sich bleibe, sondern daß sie alle mit einander Eine Heerde seien, und Eine Weide genießen und daß die Glieder Seines Leibes einander zum geistlichen Wachsthum Handreichung thun, welche ohne eine äußerliche Verbindung nicht möglich ist. Auch jetzt, da man sagen muß: es ist böse Zeit, und da die Heerde Christi noch zerstreut ist, sollen Kinder Gottes dennoch einander lieben, für einander beten, und ein jedes dem andern mit der Gabe, welche es empfangen hat, dienen. Sie sollen untereinander Gemeinschaft haben, dabei aber soll ihrer aller Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Seinem Sohn Jesu Christo sein; sie sollen von der Gleichheit des Sinnes und der geistlichen Handreichung, die in der Liebe geschehen muß, so viel zu erreichen trachten, als bei der bösen Zeit möglich ist. Die Aussicht auf bessere Zeiten ist ein Stück der Hoffnung, und wehrt dem Aergerniß, das man an den Wegen und Gerichten Gottes nehmen könnte. Indessen gebe sich ein Jeder Gott als ein Werkzeug zur Erfüllung Seiner Verheißungen hin; denn wer ist, der diese geringen Tage verachte? (Zach. 4,10.) Aus sehr vielen Bemühungen und Werken, welche Kleinigkeiten zu sein scheinen, entsteht endlich durch Gottes Weisheit und Kraft etwas Großes. Aber wie viele nicht zerstreute, sondern gar verlorne Schafe sind noch in der Welt! Diese sucht der gute Hirte Jesus durch den Dienst Seiner Knechte, und wer merkt, daß er so gesucht werde, lasse sich finden, und den neunundneunzig Schafen Jesu, die in der Wüste auf der Weide gehen, beifügen.
Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.
1.
Unendliches Erbarmen,
Daß Jesus Sünder sucht!
Gibt’s auch noch ärm’re Armen,
Als Menschen, die verflucht?
Der Heiland sucht noch heut‘;
Gebt, Sünder, Ihm Gehöre;
Gebt, Sünder, Ihm die Ehre,
Die ihr gefunden seid!
2.
HErr! Du hast mich gefunden,
Hie bin ich, nimm mich hin,
Weil ich durch Deine Wunden
Vom Fluch erlöset bin.
Was war, was hatte ich?
Ich hatte vor Dir Scheue,
Du hattest für mich Treue,
Du liefst und fandest mich.
3.
Ich will die Treue loben,
Die mir Verirrtem rief.
Die Gnade sei erhoben,
Die mich mit Macht ergriff,
Die mir das Herz bewegt,
Die mir das Heil gewiesen.
Die Liebe sei gepriesen,
Die mich zum Himmel trägt!