15.11.2025
Mitten unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht scheinet ihr Gottes Kinder als Lichter in der Welt, damit, daß ihr haltet ob dem Wort des Lebens.
Phil. 2,15.16. Paulus theilet hier das menschliche Geschlecht in zwei Haufen, und nennt den einen Kinder Gottes, den andern aber ein unschlachtiges und verkehrtes Geschlecht. Diejenigen, die zu diesem Geschlecht gehören, wollen zwar die Namen unschlachtig oder störrig und verkehrt von sich ablehnen, werden aber doch, wenn sie ihren Sinn nicht ändern, als solche am Tage Jesu Christi offenbar und zu Schanden werden. Gottes Kinder müssen unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht wohnen, denn Gott hat ihnen bisher kein eigenes Land gegeben. Der Waizen muß auf dem Acker Gottes das Unkraut neben sich dulden, weil ihm Gott bisher keinen abgesonderten Theil dieses Ackers eingeräumt, und durch Seine Engel noch keine äußerliche Scheidung zwischen beiden gemacht hat. Bei dieser Verfassung aber liegt den Kindern Gottes ob, ihrer selbst wohl wahrzunehmen, daß sie von dem Sinn des ungeschlachten und verkehrten Geschlechts nicht angesteckt werden, an ihrem eiteln Wandel und bösen Werken keinen Antheil nehmen, und aus der Festung ihres Gnadenstandes nie entfallen. Ihren Theil von Leiden, die ihnen dieses Geschlecht verursacht, sollen sie gern übernehmen, übrigens aber als Lichter in der finstern Welt scheinen, weil doch ein jedes Kind Gottes durch die Wiedergeburt ein Licht von dem HErrn empfangen hat, ja ein Licht in Ihm worden ist. Diesen Lichtstand nun soll man bewahren, und ob dem Wort des Lebens halten. Gleichwie nämlich der Tod herrscht, wo die Finsterniß herrscht, also ist da ein geistliches Leben, wo ein geistliches Licht ist. Gott erleuchtet durch Sein Wort; dieses Wort ist aber auch ein Wort des Lebens, weil es ein geistliches Leben, das ewig ist, gibt und verspricht. Die Welt achtet es für nichts, sondern behilft sich mit dem Schimmer ihrer durch Lüste verkehrten und ohnehin nicht weit reichenden Vernunft, und wandelt hin im Licht ihres Feuers, und in Flammen, die sie angezündet hat, Jes. 50,11., ist aber dabei in Ansehung der geistlichen Dinge, die das Reich Gottes in sich faßt, für todt zu achten; aber Kinder Gottes, die ein Licht in dem HErrn sind, halten ob dem Wort des Lebens. Sie glauben es, und richten sich in ihrem Thun und ganzen Wandel darnach. Das Wort des Lebens ist ihr Rathgeber und ihre Richtschnur, aber auch ihr Trost und ihre Erquickung, und verschafft ihnen die geistliche Stärke, welche sie zur Erduldung der Leiden und zur Ausrichtung des Willens Gottes nöthig haben. So lange der Baum, den David Ps. 1. beschreibt, an diesem Wasserbach stehen bleibt, wird er fruchtbar bleiben, und seine Blätter werden nicht verwelken. Wir haben uns zu prüfen, ob wir durch die Wiedergeburt Kinder Gottes und Lichter in der Welt worden, und ob wir solche geblieben seien. Ach daß wir durch nichts verdunkelt werden, sondern immer brennende und hell scheinende Lichter bleiben! Ach daß das lange Wohnen unter Mesech und in den Hütten Kedars, das ist das lange Wohnen und Wandeln unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht, uns nicht gegen ihre Weise gleichgiltig und demselben ähnlich mache! Ach daß das Wort des Lebens uns immer leite und zum Sieg über die Welt stärke! Mel.: Wo ist mein Schäflein, das ich liebe. 1. HErr, Dein Wort ist ein Wort des Lebens, Wen dieß nicht rührt, der bleibt im Tod; Dem Glauben ist’s ein Himmelsbrod, Dem Weltwitz eckelt’s als vergebens. Gott, der das Leben in Sich hat, Hat’s uns durch Seinen Geist gegeben, Es zeigt uns in dem Sohn das Leben, Und auch den Riß von jener Stadt. 2. HErr, laß uns an dem Worte halten, Dabei man an dem Leben hält. Verwelken muß das Bild der Welt, die Himmel wie ein Kleid veralten, Nur dieß Wort bleibet ewiglich. Was will ich halten in dem Sterben? Was kann mich halten im Verderben? Halt‘ ich dieß Wort, so hält es mich. 3. Lebendiger, Dir soll man danken, Dein Wort ist, wie Du selber bist, Und wie Dein Sohn, der ewig ist. Wenn diese fallen, jene wanken, So glauben wir und danken fort Und singen einst in Salems Thoren, Vom Wort des Lebens neu geboren: Gott ist wahrhaftig und Sein Wort!