30.05.2023

Freuet euch in dem HErrn allewege, und abermal sage ich: freuet euch.

Phil. 4,4. Wer Andere zur Freude ermuntern will, muß selbst auch ein fröhliches Gemüth haben, und dieses hatte Paulus, da er den Brief an die Philipper schrieb. Er betete als abwesend mit Freuden für sie, und stand ihretwegen in einer guten Zuversicht, Kap. 1,4.5.6. Er war zu Rom als ein Gefangener: allein auch diesen schmählichen und beschwerlichen Zustand sahe er mit einem heiteren Gemüth an, und rühmte, daß er zur Förderung des Evangelii gerathen sei, V. 12.13.14. Es gab Leute, welche Christum aus Zank und nicht lauterlich (vermuthlich mit einiger Vermengung mit dem Judenthum) verkündigten, und dadurch seine Banden eine Trübsal zuwenden, und die Christen bereden wollten, Paulus habe Christum nicht gepredigt: allein der heitere Paulus schrieb: was ist ihm aber denn? Daß nur Christus verkündiget werde allerlei Weise, es geschehe aus böser Absicht, oder rechter Weise, so freue ich mich doch darin, und will mich auch freuen u.s.w., V. 15/18. Er dachte, indem er diesen Brief schrieb, an das Sterben, aber mit Heiterkeit, V. 20/25. Kap. 2,17.18. Er hatte bei seiner Armuth eine Beisteuer von den Philippern bekommen, darüber war er in einem sehr lautern Sinn sehr froh, und dünkte sich jetzt reich zu sein. Ich habe Alles, sagte er, und habe überflüssig, K. 4,0.18. Er hatte aber auch schon in Ansehung der Nahrung demüthigende Umstände, ja Hunger und Mangel erfahren: allein auch darüber führte er keine wehmüthige Klage, sondern sagte: ich habe gelernt, dieses und das Gegentheil zu ertragen, ich bin dazu eingeweiht, daß ich mich in alle Dinge und in alle Menschen schicken kann. Ich vermag Alles durch den, der mich mächtig macht, Christus, V. 11.12.13. Dieser heitere Paulus nun durfte und konnte an die Philipper unter Anderem schreiben: freuet euch in dem HErrn allewege, und abermal sage ich, damit ihr’s das erstemal nicht flüchtig überhöret: freuet euch. Die Philipper hatten zwar auch ihre Widersacher und Leiden, K. 1.28.29.30. Wenn sie aber dieselben so ansehen konnten, wie Paulus die seinigen; so konnten sie sich doch freuen. Ueberdieß verlangte Paulus nicht, daß sie sich über ihre äußerlichen Umstände freuen sollten, sondern schrieb: sie sollen sich in dem HErrn freuen. Freuen sollten sie sich also, daß sie Jesum zum HErrn haben, der ihretwegen Sich selbst geäußert und erniedrigt habe, und hernach verkläret und über Alles erhöhet worden sei, K. 2. Sie sollten sich freuen, daß sie, wie Paulus, in Ihm eine vollkommene Gerechtigkeit haben, und, weil Er nahe sei (K. 4.5.), bald das Kleinod der Herrlichkeit erlangen werden, K.3., und Gott alles Gute ferner in ihnen wirken, und Sein Werk in ihnen bis zur Vollendung fortführen werde, K.2,13. 1,6. Die Freude, wozu Paulus die Philipper ermunterte, konnte bei der Furcht und dem Zittern stattfinden, dessen er K. ,12. gedenkt, denn auch die Thränen, die Paulus unter dem Schreiben bei dem Anblick der Feinde des Kreuzes Christi vergoß, (K. ,18.), störten seine Freude nicht, welche er empfand, wenn er auf den HErrn sahe. Wenn die Welt fröhlich sein will, so hat sie Geld, Wein, Musiken, Buhlschaften und Anderes dazu nöthig, bleibt aber dabei innerlich leer, und verschuldet sich noch mehr. Die Freude im HErrn erfordert aber nichts Weiteres, als daß ein Christ seinen HErrn kenne, und in Ihm erfunden werde. Sie ist nur bei den Vollkommenen (Phil. 3,15.) allewege. Mel.: Sollt es gleich bisweilen scheinen. 1.
Wer sich in die Welt zerstreuet
Und sich nicht in Jesu freuet,
Hat die wahre Freude nicht,
Weil das Herz ihm widerspricht. 2.
Jesum glauben, Jesum lieben,
In Geduld die Hoffnung üben,
Mit dem Sinn im Himmel sein,
Das ist Freude ohne Pein. 3.
Wenn Geschlechte dieser Erden
Am Gerichtstag heulen werden,
Wird erst diese Freude groß
Durch ein unvergänglich Loos. 4.
Jesu, das ist Deine Gabe,
Daß ich in Dir Freude habe;
Dank sei Dir und Deinem Geist,
Der das Oel der Freuden heißt. 5.
Freudig glaub’ ich Dein Versühnen,
Hoffe, was noch nicht erschienen,
Liebe mich an Jesu satt,
Dem die Welt nichts Gleiches hat. 6.
Laß mir, wenn ich auch muß weinen,
Nur Dein Licht im Herzen scheinen,
Bis mein Herz nach kurzem Leid
Ewig sich im Licht erfreut.