29.10.2025
Wir sind getrost allezeit und wissen, daß, solange wir im Leibe wohnen, so wallen wir dem HErrn.
2 Kor. 5,6. Christus hat Seinen Jüngern, und mit ihnen allen Glaubigen, die Verheißung gegeben: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Auch vergewissert uns die heilige Schrift, daß Er und der Vater und der Heilige Geist in den Glaubigen wohne, und diese in Christo Jesu seien, Ihm anhangen, und Ein Geist mit Ihm seien. Dessen ungeachtet sagt Paulus: wir wissen, daß, so lange wir im Leibe wohnen, so wallen wir dem HErrn. Das Gegentheil von diesem Wallen ist das Daheimsein bei dem HErrn, V. 8. Dem HErrn wallen heißt also noch nicht in des Vaters Haus, oder bei dem HErrn daheim, sondern in der Fremde sein; so lange man so wallet oder in der Fremde ist, muß man im Glauben wandeln: in des Vaters Haus aber wird man im Schauen wandeln, V. 7. Wenn nun ein Christ in der Fremde durch den Glauben viele göttliche Gaben, Wirkungen und Tröstungen empfinden, und das Nahesein, ja die Inwohnung Gottes in seiner Seele deutlich spüren kann: was wird’s sein, wenn er bei dem HErrn daheim sein und im Schauen wandeln wird? Alsdann wird der Pilgrim ruhen, das Kind wird den Vater sehen, und derjenige, der geglaubt hat, wird durch das Schauen inne werden, daß Alles, was er nach dem Wort Gottes von den himmlischen Dingen geglaubt hatte, wahr, und noch viel herrlicher sei, als er sich’s bei dem Glauben vorgestellt hatte. Merkwürdig ist, daß Paulus sagt: wir wallen dem HErrn so lange wir im Leibe wohnen; V. 8. aber: wir sind getrost, und haben viel mehr Lust, aus dem Leib auszuziehen, und heimzukommen zu dem HErrn. Das Heimkommen zu dem HErrn fängt also an, sobald eine gerechtfertigte und geheiligte Seele aus ihrem Leib ausgezogen sein wird, oder sobald das irdische Haus dieser Hütte zerbrochen sein wird, da sie dann einen Bau von Gott erbauet, ein haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel bekommt. Freilich wird der jüngste Tage noch etwas Neues bringen; denn durch dasjenige, was 1 Thess. 4,17. beschrieben ist, und durch das Wort: kommet her, Matth. 25,34., werden die Gerechten noch näher zu dem HErrn hingerückt werden, und von da an auf eine neue Weise bei dem HErrn sein allezeit. Die Hoffnung dieses seligen und herrlichen Zustandes soll die Glaubigen getrost machen. Allezeit sollen sie getrost sein, weil sie wissen, ihr Leben sei nur eine Pilgrimsreise, und ihre Leiden werden mit dieser Reise ein Ende nehmen. Das ende ist auf derjenigen Seite, auf welcher es den sterblichen Menschen in’ Gesicht fällt, traurig, weßwegen es auch erwünschter wäre, wenn man die himmlische Behausung über den sterblichen Leib als ein Kleid anziehen dürfte, und alsdann das Sterbliche, das im Leib ist, von dem Leben verschlungen würde, V. 2.3.4.; weil es aber die Ordnung Gottes bei Allen, die den jüngsten Tag nicht erleben, mit sich bringt, daß ihre Seelen von den Leibern entblößt werden, oder aus denselben ausziehen, so sind wir dennoch getrost, und haben vielmehr Lust, aus dem Leibe, den wir doch in der Auferstehung wieder bekommen werden, auszuziehen, und auf diesem Weg zu dem HErrn heimzukommen. Mel.: Die Seele Christi heil’ge mich. 1. Wir sind noch von der Heimath fern, Wir wallen aber uns’rem HErrn; Das nie geseh’ne Vaterland Ist uns aus Seinem Wort bekannt. 2. Man seh’ uns an, für was man will, Wir wallen fort und leiden still; Wenn gleich der Satan auf uns stoßt, Sind wir des HErrn, und sind getrost. 3. So macht uns keine Furcht verzagt, Wenn uns die Welt verhöhnt und plagt; Und wen auch auf der Welt nichts freut, Der hat in Gott doch Freudigkeit. 4. HErr Jesu halt’ auch mich dafür, Daß ich Dein sei und walle Dir, So wall’ ich ganz getrost dahin, So lang ich in dem Leibe bin. 5. Du gingst mir selbst zum Vater vor: Richt’ Aug und Herz zu Dir empor, Daß ich erkenn’, wohin ich geh’, Und auf des Wortes Vorschrift seh’. 6. Wall’ ich nur, wie es Dir gefällt, Was ist’s, wenn man’s für Thorheit hält? So komm’ ich heim, bei Dir ist Ruh; Was Dir gefällt, belohnest Du. 7. Da ziehest Du uns Kleider an, Die jetzt kein Pilger tragen kann; Da wird sich’s zeigen, wer man ist, Wenn man auch da lebt, wo Du bist. 8. Mein HErr, den ich einst Blut gekost’t, Mach mich im Tode selbst getrost, Und ruf’ in Gnaden mich nach Haus, So geht mein Wallen selig aus!