04.06.2025

Ihr sollt nicht sorgen.

Matth. 6,31. Salomo hat in seinen Sprüchwörtern oft die Faulen bestraft, und diejenigen, die in ihrem Geschäfte redlich oder fleißig sind, gelobt, Sprüchw. 31. aber eine fleißige und kluge Hausmutter, welche den HErrn fürchtet, mit vielen Worten gepriesen. Christus selbst hat zu Nazareth als ein Zimmermann gearbeitet, und als Er hernach 5000 Mann auf eine wunderthätige Weise gespeist hatte, Seinen Jüngern Joh. 6,12. befohlen: sammlet die übrigen Brocken, daß nichts umkomme; Paulus aber hat mit Arbeit und Mühe Tag und Nacht neben dem Predigtamt als ein Zeltentuchmacher gearbeitet, damit er Niemand mit seinem Unterhalt beschwerlich würde, und deßwegen diejenigen, die unordentlich wandeln, nicht arbeiten und unnöthige Dinge treiben, desto freimüthiger bestrafen könnte, und dabei den Ausspruch gethan: so Jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen, 2 Thess. 3,10. Da also Christus sagte: ihr sollt nicht sorgen, so hat Er den Fleiß und die Sparsamkeit und Klugheit, welche zur guten Einrichtung einer Haushaltung und zur Erwerbung des täglichen Brodes angewendet werden, nicht verboten. Indem Er sprach: ihr sollt nicht sorgen, so gebot Er Christen die einen Vater im Himmel haben, sie sollen nicht mit einer unglaubigen Angst und Bekümmerniß sagen: was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Er setzt hier voraus, daß Leute, die so ängstlich fragen, heute Etwas zu essen und zu trinken haben und bekleidet seien, auf’s Künftige aber in Ansehung der Nahrung und Kleider keine gewisse und deutliche Aussicht haben. Freilich sorgt derjenige, der heute etwas hat, immer für den andern Morgen. Er hat heute Brod, indem er’s aber ißt, so ißt er’s mit Sorgen Ps. 127,2., weil er sich darüber ängstet, er werde morgen, oder im nächsten Jahr oder Vierteljahr keines mehr zu essen haben. Wenn aber der morgende Tag, oder das nächste Jahr oder Vierteljahr kommt, so beschert Gott wieder das Nöthige, und hilft durch. Wenn aber der Mensch die Vorsorge Gottes nicht erkennen lernt, und nicht glaubiger wird, so sorgt er alsdann wieder für den andern Morgen, oder für die künftige Zeit, und so bringt er sein Leben unter kümmerlichen Gedanken zu, und wird der Güte Gottes, die alle Morgen neu ist, nie froh. Da Christus das Sorgen in der Bergpredigt verbot, so hatte Er viele arme Zuhörer vor sich, wie dann zur Zeit Seines Wandels auf Erden die Armuth in dem Land Israels, welches allzustark bevölkert war, und von einer ungerechten Obrigkeit regiert wurde, sehr groß war. Weil Er aber selber arm war, und zu Seinem eigenen Unterhalt nie ein Wunder that, so konnte Er den armen Leuten desto geziemender zurufen: sorget nicht, vertrauet dem himmlischen Vater über eurer Nahrung. Unterscheidet euch durch dieses euer Vertrauen von den Heiden. Sehet die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammlen auch nicht in die Scheuren, wie ihr Arme dieses auch nicht thun könnet: und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Schauet die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen, wie sie so schön bekleidet sind: sollte Gott das nicht vielmehr euch thun? O ihr Kleingläubigen! Nun Gott erfüllt die Worte Seines eingebornen Sohnes. Er thut und hat bisher gethan, was dieser gesagt hat. Nun sollen wir glauben, daß er’s auch in’s Künftige thun werde. Mel.: Mir nach, spricht Christus etc. 1.
Der Weltmensch sorgt sich bald zu todt
Auf tausend ferne Morgen,
Der Gottesmensch hat zwar oft Noth,
Doch hat er keine Sorgen;
Der Geist erinnert ihn der Pflicht,
Daß Jesus sagte: sorget nicht. 2.
Dank sei Dir, Jesu, für die Treu’
An Deiner Jünger Seelen,
Du machst sie solcher Plagen frei,
Die eitle Herzen quälen.
Kein Kind macht sich mit Sorgen matt,
Das einen treuen Vater hat. 3.
So haben’s, HErr, die Deinen gut,
Sie können ohne Kränken
Mit einem sorgenlosen Muth
Auf ihren Himmel denken.
Was Du versprichst, das schaffest Du;
Denn Kleid und Brod fällt ihnen zu. 4.
Du machst sie mächtig und geschickt
Auf allen Fall und Zeiten,
Zum Sattsein, wenn kein Hunger drückt,
Und auch zum Mangelleiden.
HErr bring’ uns heim, dort mangelt nichts,
Du willst und wirkst es, so geschicht’s.