14.09.2025

Gott ist hie, der gerecht macht: wer will verdammen?

Röm. 8,33.34. Nachdem Paulus gesagt hatte, daß kein Ankläger wider die Auserwählten Gottes mit Recht auftreten und Gehör finden könne, so sagte er ferner: Gott ist hie, der gerecht macht, wer will verdammen? Der Teufel nämlich und die bösen Menschen wollen nicht nur Ankläger, sondern auch Richter der Auserwählten sein, und als Richter sie verdammen. Da die Apostel in den jüdischen Schulen in den Bann gethan wurden, da Stephanus und viele Andere als Ketzer oder Aufrührer zum Tod verdammt wurden, da man die Knechte Gottes für ein Fegopfer hielt, das ist für Leute, die man tödten müsse, um den Zorn der Gottheit, der ihretwegen entbrannt sei, von einem Land abzuwenden, da man das Anathema oder den Fluch über viele Rechtglaubige und Heilige aussprach, maßte sich der Teufel an, ihr Richter zu sein, und ein Verdammungsurtheil durch böse Menschen über sie auszusprechen. Eben dieses geschieht noch täglich, wenn dergleichen öffentliche unbefugte Gerichte über die Jünger Jesu gehalten werden, oder wenn sie auch im gemeinen Leben gerichtet, gescholten, geschmähet, und als boshaftige Leute verworfen werden. Was thut nun der Glaube hiebei? Er erinnert ich zuvörderst des HErrn Jesu. Gleichwie damals, da Er in Seinem Leiden stand, unsichtbare und sichtbare Feinde wider Ihn waren, und er vor dem jüdischen und römischen Gericht angeklagt wurde, also ist Er auch zuerst von dem jüdischen Rath, und hernach von dem Landpfleger Pilatus zum Tod verdammt worden. Was dachte Er aber dabei? Er dachte: es ist nahe, der Mir Recht spricht, wer will mit Mir hadern? Lasset uns zusammen treten: wer ist, der Recht zu Mir hat? der komme her zu Mir. Siehe der HErr, HErr hilft Mir: wie ein Kleid veralten, Motten werden sie fressen, Jes. 50,8.9. Paulus war in seinem Glauben freimüthig genug, im Namen aller Auserwählten ebenfalls aufzutreten und zu sagen: Gott ist hie, der gerecht macht, wer will verdammen? Weil Gott Gott ist, so zernichtet freilich die göttliche Rechtfertigung alle Verdammung der unmächtigen Geschöpfe, deren keines Er bevollmächtiget hat, ein Urtheil über Seine Auserwählten zu fällen. Er rechtfertiget sie durch Seinen Sohn, an den sie glauben, und dessen Gerechtigkeit sie anziehen. Er rechtfertiget sie so, daß er sie von aller Schuld und Strafe losspricht, sie für Seine Kinder erklärt, und ihnen das himmlische Erbe zuspricht. Wie will nun eine Verdammung dagegen aufkommen? Er hat, indem Er sie rechtfertiget, ein Wohlgefallen an ihrem Glauben, den die Welt eine Ketzerei nennt. Er nennt sie Seine Kinder, Schafe, Erben u.s.w., alldieweil die Welt sie Bösewichter nennt. Wer wird’s gewinnen? Ohne Zweifel Gott. Aber wenn man’s nur immer wüßte, daß man von Gott so gerechtfertigt werde! Wohlan, Stephanus hat’s gewußt, Paulus hat’s gewußt, und viele Märtyrer in alten und neuen Zeiten haben’s gewußt, weil ihnen ihr Gewissen ein gutes Zeugniß gab durch den Heiligen Geist. Und fürwahr, wer um der Wahrheit und des Namens Jesu willen verdammt wird, wird alsdann, weil er es eben nöthig hat, gewißlich inne werden, wie der Geist Gottes mit seinem Geist zeuge, daß er ein Kind Gottes, folglich von Gott gerechtfertigt sei. Wer Licht genug hat, kann bei diesem Zeugniß unter dem verdammenden Gericht der Welt sich freuen und hüpfen, weil für denjenigen, der es leidet, der Lohn im Himmel groß ist, Luk. 6,23. Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s Lebens Licht. 1.
Gott macht gerecht, ihr Sünder glaubt’s;
Dünkt’ euch zu viel, Sein Wort erlaubt’s;
Und spräch’ ein ängstig Herz noch: nein,
So läßt es Gott doch Wahrheit sein. 2.
Er kann’s allein, und das thut Er,
Was aller Welt nicht möglich wär’.
Er hat die Sünde insgesammt
Durch Christi Fleisch am Kreuz verdammt. 3.
Nun macht Er ein versöhnt Geschlecht
In Seinem Sohne so gerecht,
Daß Christi, des Gerechten, Bild
Vor Gottes reinen Augen gilt. 4.
Gott, Dir gebührt der Ruhm allein,
Gerecht zu machen und zu sein;
So rühmt der Glaube sich von Dir,
Nimmt’s als geschenkt und dankt dafür. 5.
Wer will verdammen? Gott will’s nicht;
Und sonst hat Niemand das Gericht;
Gott bleibt versöhnt, und Moses still,
Weil Jesus Sich uns schenken will. 6.
O Gnade über den Verstand!
Dem Gott, der uns gerecht erkannt,
Sei ewig in dem weißen Kleid
Sein Lob für die Gerechtigkeit!